Welche Milch bei Laktoseintoleranz?
Tatsächlich gehören wir als Nordeuropäer zu einem kleinen Teil der Bevölkerung, der mit Laktose etwas besser zurecht kommt. Global gesehen ist das eher die Ausnahme. Und auch hier in unseren Kreisen sind immer noch 15% der Bevölkerung von einer Laktoseintoleranz betroffen und müssen auf Alternativen in der Ernährung zurückgreifen [1]. Natürlich gibt es inzwischen auch pflanzliche Milchalternativen, aber wer zu seiner Laktoseintoleranz oben drein auch noch mit Leaky Gut und Reizdarm zu tun hat (keine seltene Kombination), weiß, dass er sich mit den Lektinen aus Cashew- und Sojamilch eher weiter ins Chaos katapultiert als Abhilfe zu verschaffen.
Aber es geht auch anders.
Tatsächlich stammen 65% des weltweiten Milchkonsums nicht aus Kuhmilch, sondern aus Ziegenmilch und diese Popularität ist nicht (nur) durch hochkarätige Marketingkampagnen oder groß angelegte Werbung entstanden. [2]
Jeder Mensch wird zumindest die ersten sechs Lebensmonate lang idealerweise vollständig von der Muttermilch ernährt. Es gibt für diesen Lebensabschnitt keine bessere Nahrung auf der Welt als Muttermilch, und das zeigte sich sowohl im Labor als auch in der Praxis.
Aber was machte man früher, wenn Babys von der Mutter entwendet wurden oder die Muttermilch knapp war? Untersuchungen an prähistorischen Trinkgefäßen, die man im Süden von Deutschland fand, zeigten, dass man schon vor 3.000 Jahren Ziegenmilch für Babys nutzte. [3]
Schon damals, wurde beobachtet, dass die Milch von Ziegen bei Babys wesentlich besser vertragen wurde und keine Symptome einer Milchunverträglichkeit oder einer Laktoseintoleranz auslösten. Auch heute noch wird in Babynahrung und Folgemilch daher überwiegend Ziegenmilch verwendet. [4, 5]
Uralte Petroglyphen in Felsen eingraviert in der Saimaluu Tash Stätte in Kirgisistan. Die ältesten Steine stammen aus der Kupfersteinzeit und der Bronzezeit. [Bildquelle: Canva]
Aber was ist, nachdem diese ersten Monate vorbei sind und man mit dem Rest des Lebens mit Milch konfrontiert wird? Kurz gesagt: Die Vorteile von Ziegenmilch bleiben bestehen und die Gründe für diese bessere Verträglichkeit sind vielfältig. Wir haben uns dies genauer angeschaut und für dich die 5 Fakten über Ziegenmilch zusammengetragen, warum dir diese auch mit einer Laktoseintoleranz womöglich besser bekommt als Kuhmilch:
Ziegenmilch...
- ist weniger allergieauslösend.
- ist von Natur aus homogenisiert.
- ist leichter zu verdauen.
- verursacht selten eine Laktoseintoleranz.
- ist dem Stoffwechsel des menschlichen Körpers näher
Ok, gehen wir ins Detail:
1. Ziegenmilch ist weniger allergiauslösend.
Eine der häufigste Nahrungsmittelallergie bei Kindern unter drei Jahren ist die Kuhmilch. Leichte Nebenwirkungen sind Erbrechen, Durchfall und Hautausschläge und schwere Auswirkungen können sogar bis zum anaphylaktischen Schock reichen! Die allergische Reaktion geht nicht immer auf eine Laktoseintoleranz zurück, sondern häufig auch auf ein Proteinallergen namens Alpha-S1-Casein, welches in hohen Konzentrationen in Kuhmilch enthalten ist. Der Gehalt an Alpha-S1-Casein ist in Ziegenmilch etwa 89% geringer als bei Kuhmilch [6]. Eine aktuelle Studie an Säuglingen, die gegen Kuhmilch allergisch sind, ergab, dass fast 93% Ziegenmilch ohne Beschwerden trinken konnten. [7, 8]
2. Ziegenmilch ist von Natur aus homogenisiert.
Wenn du über Nacht frische Kuhmilch neben frischer Ziegenmilch im Kühlschrank aufbewahrst, würdest du am nächsten Morgen feststellen, dass die Ziegenmilch genauso aussieht wie am Vorabend, die Kuhmilch sich hingegen aber in zwei verschiedene "Phasen" geteilt hat. Bei der Kuhmilch hat sich die Sahne im oberen Teil von der Magermilch darunter getrennt hat. Dies ist ein natürlicher Trennprozess, der durch eine Verbindung namens Agglutinin verursacht wird.
Da wir es als Deutsche aber eher ordentlich und aufgeräumt mögen, wird die Milch, die du hier im Supermarkt kaufen kannst, industriell homogenisiert. Das heißt, die flüssige Milch wird unter enormem Druck durch ein winziges Loch gedrückt, sodass die Zellwände der darin enthaltenen Fettkügelchen zerstört werden. Damit bleiben der Fettbestandteil und der flüssige Bestandteil in der Milch dauerhaft miteinander vermischt.
Das Problem bei einer solchen Homogenisierung ist, dass die Zellwände der Fettkügelchen nach dem künstlichen “Aufbrechen” ein Superoxid (freies Radikal) freisetzten, die so genannte Xanthinoxidase. Dass Xanthinoxidase bei der Homogenisierung von Kuhmilch entsteht, konnte nachgewiesen werden [9]. Jedoch ist immer noch nicht vollständig untersucht welchen Einfluss sie auf die Verdauung und unserer Stoffwechsel hat. In einer Studie der Massey University in Neuseeland konnte in einem simulierten Magen-Darmtrakt aber nachgewiesen werden, dass Homogenisierung allgemein einen (nachteiligen) Einfluss auf die Verdauung hat. [10]
Bei Ziegenmilch ist eine solche Homogenisierung nicht notwendig! Ziegenmilch besitzt kleinere Fettkügelchen und enthält kein Agglutinin, wodurch sie auf natürliche Weise homogenisiert bleibt. Dadurch fallen die möglichen Problematiken der Homogenisierung weg und wir kommen direkt zum nächsten Vorteil:
3. Ziegenmilch ist leichter zu verdauen.
Und zwar durch die kleinere Fettkügelchen sowie einen höheren Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren. Man kennt das vielleicht noch aus dem Biologie Unterricht, dieses Beispiel mit der Maus und dem Elefanten: Die Maus muss im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht viel mehr Nahrung zu sich nehmen als ein Elefant bezogen auf sein Körpergewicht. Warum? Weil das Oberflächen- zu Volumenverhältnis mit kleiner werdendem Körper steigt. Eine Maus hat daher viel mehr Oberfläche, über die sie Wärme abgeben kann, als ein Elefant und benötigt daher auch viel mehr Nahrung. Es ist bekannt unter dem Namen: „Bergmannsche Regel“, die erklärt, warum Säugetiere in kälteren Regionen größer sind als ihre nah verwandten Arten in wärmeren Regionen. [11]
Ok, das war ein kleiner Exkurs, aber was bedeutet das jetzt für die Fettkügelchen in der Ziegenmilch?
Dadurch, dass die Fettkügelchen in Ziegenmilch kleiner sind, haben sie eine größere Oberfläche und im Magen-Darm-Trakt damit eine höhere Angriffsfläche. Ziegenmilch kann damit schneller und einfacher von uns verdaut werden. [11, 12]
Ziegen aus Stein, die einen chinesischen Tempeleingang bewachen sollen.
4. Ziegenmilch verursacht selten eine Laktoseintoleranz.
Jede Milch enthält einen bestimmten Gehalt an Laktose, die auch als "Milchzucker" bezeichnet wird. Ein großer Teil der Bevölkerung leidet an einem Mangel des Enzyms Laktase, welches in der Lage ist, die Laktose zu verdauen. Ziegenmilch enthält weniger Laktose als Kuhmilch und benötigt daher auch weniger Laktase für die Verdauung. Zudem zeigte sich in Studien, dass die Laktose in Ziegenmilch generell zu weniger Probleme bei Menschen mit einer Laktoseintoleranz führte. Warum genau sich dies so verhält, konnte bis heute nicht ganz aufgeschlüsselt werden. Aber sie scheint in kleinen Mengen, wie etwa einem Glas am Tag, tolerierbar zu sein. [12, 13, 14]
5. Ziegenmilch ist dem Stoffwechsel des menschlichen Körpers näher als Kuhmilch.
Ein Baby beginnt sein Leben normalerweise bei etwa 3 - 4 kg, eine kommt ebenfalls mit etwa 3 kg Körpergewicht zur Welt. Dahingegen wiegt ein Kalb (Baby Kuh) bei der Geburt bereits 35 - 45 kg. Von der Körpergröße her betrachtet, haben diese beiden Tiere einen sehr hohen und unterschiedlichen Nährstoffbedarf, sowohl für den Erhalt als auch für deren Wachstum. Kuhmilch ist so konzipiert, dass ein 45 kg Kalb in eine 350 kg schwere Kuh verwandelt wird. Ziegenmilch und Muttermilch sind darauf ausgelegt, ein 3 - 4 kg schweres Baby in einen durchschnittlichen Erwachsenen bzw. eine erwachsene Ziege von 60 - 80 kg heranwachsen zu lassen.
Da eine Ziege (und auch das menschliche Baby) zum Heranwachsen somit weniger Milch benötigen als eine Kuh, ist Ziegenmilch auch nährstoffreicher auf weniger Menge. Sie enthält mehr essenziellen Fettsäuren wie Linolsäure und Arachidonsäure sowie deutlich größere Mengen an Vitamin B6, Vitamin A und Niacin. Ziegenmilch ist auch eine weitaus bessere Quelle für den lebenswichtigen Nährstoff Kalium. [15, 16]
Das passt von den Größenordnungen und den Nährstoffmengen her alles wesentlich besser zusammen.
Verwitterte Wandschnitzerei und Malerei aus dem alten Ägypten. [Bildquelle: Canva]
Welche Milch bei Laktoseintoleranz: Das Fazit aus all diesen Erkenntnissen:
Kurz gesagt: Ziegenmilch und Produkte daraus wie z.B. unser A2 Ziegen Casein enthalten auch Laktose, jedoch wesentlich weniger als Kuhmilch. Ziegenmilch und deren Produkte sind aus den oben aufgeführten Gründen wesentlich leichter verdaulich, weshalb auch manche Menschen mit einer leichten Laktoseintoleranz sie gut vertragen können.
Die Verwendung von Ziegen als Nutztiere geht laut historischer Funde zurück bis in den Zeitraum von 2200 bis 800 Jahren v. Chr. und lassen sich in vielen verschiedenen Völkergruppen finden.
Konntest du bereits Erfahrungen mit Ziegenmilch machen? Hast du vielleicht eine Laktoseintoleranz und suchst noch nach einem hochwertigen Protein Konzentrat auf Ziegenbasis? Erfahre hier mehr über das Ziegen Protein Pulver.
Dein Lykaia Team
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